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Bild: NASA Earth Observatory, Jesse Allen and Robert Simmon

Einschätzung der Meereissituation Arktis 2015

Das arktische Meereis erreicht das viertniedrigste Minimum

Am 6. September 2015 erreichte das arktische Meereis sein Ausdehnungsminimum mit 4.35 Millionen Quadratkilometern, dem viertniedrigsten Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1979 und bestätigt den langzeitlichen Abwärtstrend der arktischen Meereisausdehnung.

Teaser: Einschätzung der Meereissituation Arktis 2015

Die Ausdehnung ist nach 2012 (niedrigste), 2007 (zweitniedrigste) und 2011 (drittniedrigste) einzuordnen. Durch den jetzt täglich niedrigeren Sonnenstand und damit einhergehenden fallenden Temperaturen wird die Meereisausdehnung über den Herbst und den Winter wieder ansteigen. Jedoch können Veränderungen der Winde oder spätsaisonales Schmelzen die arktische Meereisausdehnung noch weiter verringern, wie es in 2005 und 2010 der Fall war.
Sowohl die Nordostpassage entlang der russischen Küste, als auch die Roald Amundsen Route durch die Nordwestpassage sind zurzeit eisfrei. Wie lange sie offen bleiben, hängt zum einen von den Wetterbedingungen ab, aber auch von der Wärmemenge, die noch in der ozeanischen Mischschicht (etwa die ersten 15 m des Ozeans) vorhanden ist.

Untersuchungen haben gezeigt, dass besonders niedrige Ausdehnungen des Meereises im September in solchen Jahren entstehen, wenn die sommerliche, atmosphärische Zirkulation über dem zentralen Arktischen Ozean dominiert wird durch Hochdruckgebiete, also von antizyklonalen Bedingungen, die relativ sonniges und warmes Wetter mit sich bringen. Ein mit diesen Bedingungen assoziiertes Windmuster im Uhrzeigersinn fördert die Eiskonvergenz, verdichtet das Eis und sorgt so für eine geringere Eisbedeckung.
Umgekehrt treten September mit großen Eisausdehnungen vornehmlich auf, wenn die atmosphärische Zirkulation über dem zentralen Arktischen Ozean eher zyklonal (gegen den Uhrzeigersinn) ist, was einen geringen Bodendruck bedeutet. Dieses Muster bringt mehr Wolken und tiefere Temperaturen mit sich. Außerdem breitet der Wind das Eis über eine große Fläche aus.

In diesem Zusammenhang betrachtet förderte die atmosphärische antizyklonale Zirkulation des Sommers (Juni bis August) 2015 eine niedrige Septemberausdehnung. Der Druck auf Meereshöhenniveau war sowohl über dem zentralen Arktischen Ozean also auch über Grönland und den umliegenden Regionen höher als der Durchschnitt. Über nord-zentral Eurasien war der Luftdruck niedriger als im Durchschnitt. Allerdings waren die Bedingungen bei weitem nicht so begünstigend für eine geringe Eisausdehnung wie im Jahr 2007, als Felder ungewöhnlich hohen Drucks weiter südlich und östlich (über der nördlichen Beaufortsee) und ungewöhnlich niedrigen Drucks sich entlang großer Teile der nördlichen eurasischen Küste erstreckten . Dies führte zu warmen, südlichen Winden über die Ostsibirischesee und der Tschuktschensee, die starke Eisschmelze und einem Eistransport von der Küste weg bedingen. Sowohl in 2015 als auch in 2007 führten die sommerlichen Druckmuster zu Winden, die zur Framstraße gerichtet waren und halfen so, das Eis aus dem Arktischen Ozean in die Ostgrönland See zu transportierten.



Meereis Portal Deutschland (2015): Einschätzung der Meereissituation Arktis 2015. www.meereisportal.de/meereisbeobachtung/aktuelle-beobachtungsergebnisse [1]

Karte Arktis www.meereisportal.de: Einschätzung der Meereissituation Arktis 2015
Karte Arktis www.meereisportal.de: Einschätzung der Meereissituation Arktis 2015Bild: www.meereisportal.de

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